08.12.2016 13:20 Alter: 7 yrs
Kategorie: Deutsch, fb2, fb1, geschichte

Eindrucksvolle Fahrt nach Buchenwald und Weimar


Regelmäßig besuchen Leistungskurse der Fächer Geschichte und Deutsch im Rahmen eines mehrtägigen Aufenthaltes die Gedenkstätte Buchenwald. Ziel dieser Studienfahrten ist die Befähigung der jungen Menschen zum kritischen und reflektierten Umgang mit der jüngeren deutschen Geschichte.

In Buchenwald existierte von 1937 bis 1945 ein Konzentrationslager, in das die Menschen deportiert wurden, die in der nationalsozialistischen Ideologie keinen Platz mehr haben durften: Juden, politische Gegener, Sinti und Roma, Homosexuelle, Kriegsgefangene und Zeugen Jehovas. Heute befindet sich dort durch die Gedenkstätte sowie die Internationale Jugendbegegnungsstätte ein Lernort, der eindrucksvoller kaum sein könnte.

Da neben der Gedenkstätte Buchenwald auch die Stadt Weimar besucht wird, kann das Nebeneinander von zwei sehr unterschiedlichen Phasen der deutschen Geschichte deutlich hervorgehoben werden: Einerseits die Menschenverachtung im Konzentrationslager Buchenwald auf dem Ettersberg, andererseits die museale Kulisse Weimars, Heimat von Goethe sowie Schiller und Ort der Weimarer Klassik.


Die Leistungskurse aus der Q1 von Alexander Neuenkirch (Geschichte) und Eva Pfeiffer-Heidecke (Deutsch) waren vom 21. bis zum 23. November 2016 an diesen eindrucksvollen und geschichtsträchtigen Orten.

Die Kurse besichtigten, jeweils ihren eigenen Schwerpunkten folgend und begleitet von Jan Malecha und Ronald Hirte, den pädagogischen Mitarbeitern der Gedenkstätte, zunächst das Gelände. Hier wurden schon gezielt ausgewählte Orte aufgesucht, die Schülerinnen und Schüler von ihrer eintägigen Fahrt in der Jahrgangsstufe 9 noch im Kopf hatten. Tabea Velte aus dem Geschichtskurs hielt stellvertretend für alle dazu fest: „Die Führung wurde äußerst ansprechend gestaltet, und obgleich der Großteil der Schüler das ehemalige Konzentrationslager bereits besucht hatte, erhielten wir viele neue Impressionen und Informationen über das Lagerleben. Besonders interessant war stets das Arbeiten mit Einzelschicksalen, mit Hilfe welcher wir die Schrecken, die die Menschen erfahren haben, besser begreifen konnten. Nach der Führung besprachen wir unsere Eindrücke in der Gruppe und erhielten danach die Möglichkeit, über einzelne Themen, welche uns besonders interessierten, zu recherchieren, wobei wir Literatur und Quellen des Archivs der Gedenkstätte nutzen durften.“ Im Deutschkurs wurden Werke der Erinnerungsliteratur vorgestellt, da alle als Vorbereitung auf die Fahrt sich mit dieser besonderen literarischen Form auseinandergesetzt hatten. Stellvertretend wurde auf  Fred Wander, Elie Wiesel und Jorge Semprun eingegangen; offene Fragen konnten geklärt und Bezüge zu Buchenwald hergestellt werden. Am Abend bestand die Möglichkeit, eine Dokumentation zur Nachbarschaft „Weimar-Buchenwald“ anzusehen..

Den folgenden Tag verbrachten beide Kurse in Weimar. Der Leistungskurs Geschichte begann mit einer selbst erarbeiteten Stadtführung, „Weimar zur NS-Zeit“, in deren Rahmen Kleingruppen Kurzvorträge zu einzelnen Gebäuden, wie z.B. dem ‚Gauforum' oder dem Hotel Elephant, erarbeitet hatten und vortrugen. Am Nachmittag stand die Besichtigung des Stadtschlosses auf dem Plan, das mit einer Führung erkundet wurde. Auch diese war äußerst ansprechend gestaltet und verknüpfte Kunsthistorie optimal mit der Geschichte Weimars.

Der Leistungskurs Deutsch ging zunächst der Nachbarschaft „Weimar-Buchenwald“ nach und überlegte auf einer Führung vom Bahnhof in die Stadt, warum Weimar schon sehr früh Hort der Nationalsozialisten wurde. Auch die Vereinnahmung der Klassiker für den Kulturnationalismus wurde deutlich: Als im Bombenkrieg auch Weimar bedroht war, wurden die Möbel aus dem Schillerhaus für Monate nach Buchenwald gebracht, damit die Häftlinge Nachbauten für den Austausch mit den Originalen herstellten. Das weitere Programm widmete sich dann ganz der Klassik. Wie auch im Geschichtskurs hatten die Schülerinnen und Schüler des Deutschkurses Referate für eine selbstgestaltete Stadtführung zu vielfältigen Themen, wie z. B. Goethe in Weimar, Goethe als Naturforscher, Italienreise Goethes, Schillerhaus, Anna Amalia und das Wittumspalais, Charlotte von Stein, Christiane Vulpius, Herder und alles rund um den Park an der Ilm, vorbereitet. Dazwischen wurde das Wohnhaus Goethes sowie die Anna-Amalia-Bibliothek besichtigt. Nach einem gemeinsamen Abendessen traf sich der Deutschkurs wieder mit dem Geschichtskurs, um gemeinsam das „Theater im Gewölbe“, wo das Stück „Aus Schillers verschollenen Tagebüchern“ aufgeführt wurde, zu besuchen.

Den letzten Tag begann die Geschichtsgruppe mit einem Rundgang über das Außengelände des Lagers, der das Mahnmal und den Glockenturm zum Ziel hatte. Die Stationen des Rundgangs wie z.B der Steinbruch Buchenwalds, aber auch die Reste der Villensiedlung der SS-Offiziere erweiterten das Gesamtbild um interessante Informationen. Am zu DDR-Zeiten errichteten Mahnmal thematisierten die Schülerinnen und Schüler auch den Umgang mit der Lagergeschichte zur Zeit der DDR. Der letzte Programmpunkt der Fahrt bestand aus einer Führung zum Thema Speziallager Nr. 2, das die Sowjets nach Kriegsende einrichteten. Der Deutschkurs besuchte zunächst mit Ronald Hirte die völlig neu gestaltete Ausstellung im ehemaligen Kammergebäude mit dem Titel „Ausgrenzung und Gewalt 1937 bis 1945“ und besichtigte die einzige (nachgebaute) Baracke auf dem Gelände. Nachmittags führte ein abschließender Rundgang zu den Massengräbern, dem Mahnmal und auf den Glockenturm, von dem ein grandioser Blick weit in das Thüringer Becken genossen werden konnte, der aber gleichzeitig den erschreckenden Blick auf die Massengräber ermöglichte. Die Gruppen traten, tief beeindruckt von dieser Exkursion, die emotional berührte, aber auch eine Schärfung des Geschichtsbewusstseins ermöglichte, die Rückfahrt nach Bad Nauheim an.
Dank gilt dem Wetteraukreis, der wieder eine finanzielle Zuwendung gewährte, sowie der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung, die ebenfalls einen Zuschuss zu den Fahrtkosten bewilligte.
Die Ergebnisse der Projektarbeiten werden die Kurse im Januar im Rahmen des fächerverbindenden Unterrichts vorstellen.
(Eva Pfeiffer-Heidecke, Alexander Neuenkirch, Tabea Velte für den Geschichtskurs, Luisa St. Pierre für den Deutschkurs)


Stimmen einzelner TeilnehmerInnen:
Die Fahrt zu der Gedenkstätte Buchenwald war sehr informativ und interessant. Die Führungen waren sehr ‚spannend’ gestaltet. (Henning Guder)
Die Fahrt zur Gedenkstätte Buchenwald hat mir sehr gut gefallen. Obwohl wir uns viel mit der Geschichte dieses besonderen Ortes und der Weimars beschäftigten, empfand ich es nicht als langweilig, da alle Führungen informativ und ansprechend gestaltet waren. (Tabea Velte)
Während unseres Aufenthaltes in Buchenwald hatten wir die Chance, mehr über das ehemalige Konzentrationslager und über Weimar zu erfahren. Besonders hilfreich war hier das selbstständige Arbeiten an Vorträgen zum Thema Buchenwald und Konzentrationslager sowie die selbst organisierte Stadtführung. (Aylin Günay)
Die Führungen waren sehr interessant und auf einzelne Fragen und Anmerkungen wurde von unserem pädagogischen Begleiter eingegangen, was uns die Möglichkeit gab, sehr viel mehr zu erfahren. (Sandra Kabaca)
Ich fand die Fahrt wirklich sehr lehrreich, da wir nicht nur viele neue Aspekte über das ehemalige Lager gelernt haben, sondern auch etwas über die Menschen und die Stadt ganz in der Nähe. Definitiv lohnenswert. (Gianna Volk)
Die zweite Fahrt war nochmal weitaus informativer als die erste in der 9. Klasse.. Ich bin froh, dass wir einen genaueren Einblick bekamen, weil das Thema uns alle etwas angeht. (Janina Greiser)
Die Fahrt hat sich gelohnt, da wir anders als im normalen Unterricht gearbeitet und so etwas über ein überaus wichtiges Thema gelernt haben. Die Informationen erreichten mich auf einer persönlichen Ebene. (Alexandra Coombs)
Mich hat sehr berührt, wie die Menschen behandelt wurden und wie viele Kinder im Lager waren. Ich finde, man kann sich die Lebensbedingungen und die hygienische Situation viel besser vorstellen. Das Schicksal jedes einzelnen Häftlings war sehr ergreifend. (Luisa St. Pierre)
Die vielen Informationen zu Goethe, Schiller und zu Weimar waren wichtig und gehören definitiv zum Allgemeinwissen. Vieles, wie z.B. das Goethehaus, sieht noch genauso aus wie früher. Das fand ich berührend. Das Museum in Buchenwald und vor allem die Hörstationen haben dazu beigetragen, dass man sich das besser vorstellen kann. (Berfin Vural)
Mich hat vor allem die Größe des Lagers ein weiteres Mal beeindruckt. Die Erklärungen am Modell fand ich auch sehr hilfreich, da sie eine bessere Vorstellung ermöglichten. Ich fand die Fahrt sehr lohnenswert. Auch die freie Arbeitszeit war eine schöne Abwechslung zwischen lernen und ausrihen zugleich. Der Tag in Weimar, fand ich, passte super in unseren Unterricht. (Elena Eßer)
Durch die Fahrt nach Buchenwald war es mir möglich, das Geschehene besser nachvollziehen und vorstellen zu können. Die Fahrt war insgesamt lehrreich und hat mir viele neue Eindrücke vermittelt. (Antonio Punoš)