04.05.2016 17:47 Alter: 8 yrs

Vierter Überseeaustausch mit La Réunion


Am 23.02.2016 startete der vierte Austausch mit La Réunion, einem französischen Überseedepartement im Indischen Ozean. Begleitet von Christian Liebchen und Thomas Hergesell reisten 16 Oberstufenschülerinnen und –schüler mit dem Flugzeug von Frankfurt über Paris nach Saint-Denis, der Hauptstadt von La Réunion. Dann ging es im PKW der jeweiligen Gasteltern weiter nach Saint-Benoît an der Ostküste - dort liegt unsere Partnerschule, das Lycée Amiral Bouvet.
Bei einem herzlichen Empfang durch zwei Beigeordnete des Bürgermeisters, Madame Cathala und Madame Martin, in der Mairie von Saint-Benoît erhielten wir anhand einer kleinen Rede über die hohe Bedeutung des Austauschs im Hinblick auf den geschichtlichen Hintergrund zwischen Frankreich und Deutschland und der zum Ausprobieren angebotenen kreolischen Spezialitäten sofort einen Eindruck von der Gastfreundlichkeit. Auch in den Familien wurden wir begeistert aufgenommen und ließen den ersten Tag mit einem Blick auf das Meer oder den Vulkan sowie typisch kreolischem Abendessen ausklingen.
Im ‚Lycée Amiral Bouvet‘ wurden wir, ebenfalls mit einem Imbiss, von Schulleiter Jean-Charles Buet begrüßt, der sich sehr positiv über den erneuten Austausch äußerte und ebenfalls dessen symbolische Bedeutung in Hinsicht auf die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Frankreich, Deutschland und Europa betonte. Da die Ernst-Ludwig-Schule die einzige Partnerschule des Lycées darstellt, sprach der Direktor sein großes Interesse an der Weiterführung der seit 2009 beurkundeten Partnerschaft aus. In seiner Funktion als ELS-Koordinator für internationale Kontakte bedankte sich Herr Hergesell für den netten Empfang sowie das große Engagement der Deutschlehrerin, Mme Caroline Roy. Außerdem überbrachte er die Grüße unserer Schulleiterin, Frau Jung-Hengst, die bereits 2014 selbst einige Tage mit der damaligen Austauschgruppe auf der Insel verbrachte, der Stadt Bad Nauheim sowie des Partnerschaftsvereins. Er hob wichtige Ziele dieser Begegnungen hervor: kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten trotz der Sprachbarriere kennenlernen - sich öffnen/auf Fremdes einlassen -  neue Freundschaften schließen - zum Frieden beitragen.


Im Unterschied zu Deutschland sind die Schultage, an welchen wir mehrfach teilnahmen, von 7:30 bis 17:30 Uhr relativ lang. Bereits am ersten Tag sorgte eine von unseren einheimischen Austauschpartnern organisierte, deutsche Führung durch das ‚Lycée Amiral Bouvet‘ für die nötige Orientierung; eine sich anschließende Präsentation über Landschaften und Kultur auf La Réunion, bei der auch kreolische Tänze vorgeführt wurden - man band uns gleich mit ein - , ließ durch die interessierte Aufgeschlossenheit aller Anwesenden die Zeit ebenfalls schnell vergehen.  
Während unseres 14-tägigen Aufenthalts unternahmen wir mehrere von den französischen Lehrerinnen Mme Roy und Mme Falzon organisierte und begleitete Touren, so zur  Vanilleplantage in Bras-Panon. Während der Führung erzählte man unserer Gruppe, dass La Réunion einst Île Bourbon genannt wurde, was der Grund für den berühmten Namen ‚Bourbon-Vanille‘ ist. Darüber hinaus fuhren wir zu der Zuckerfabrik und Rum-Destillerie ‚Bois rouge‘, die durch die Verbrennung von Zuckerrohr einen Teil des Energiebedarfs in La Réunion deckt. Zudem besuchten wir die Hauptstadt St. Denis, wo wir wichtige historische Gebäude wie beispielsweise das Rathaus besichtigten sowie Gelegenheit zum Souvenirkauf im Grand Marché, einem malerischen Markt im Zentrum, hatten.

Als sehr spannend wird uns die professionell Führung durch die Lavatunnel in Erinnerung bleiben, da wir teilweise auf allen Vieren in absoluter Dunkelheit durch die natürlich entstandenen Lavatunnel kriechen mussten. Diese sehr auf die Natur der Insel bezogene Tour sowie die Exkursion auf den eindrucksvollen, aktiven Vulkan ‚Piton de la Fournaise‘, bei welcher wir den steilen Aufstieg auf dessen Spitze in Angriff nahmen und anschließend im 4D-Kino des Vulkanmuseums eine Eruption mitverfolgten, brachte uns die Entstehung von La Réunion wesentlich näher. In Saint-Rose legten wir einen kurzen Stop an der ‚Notre-Dame-des-Laves‘, einer historischen Kirche, ein; diese wurde durch einen Lavastrom bekannt, der sich genau vor ihren Türen teilte, sodass das Gotteshaus unversehrt blieb.

Als weitere sportliche Aktivitäten standen Stand-up-Paddeling am Strand von St.-Paul und Kayakfahren in Bras-Panon auf dem Programm. Diese wurden aufgrund der Möglichkeit zur Abkühlung im Wasser begeistert wahrgenommen, weil wir aus dem verschneiten Deutschland kommend,plötzlich mit Temperaturen bis zu 36°C konfrontiert wurden.
Bei einer Bergwanderung mit 600 m Höhenunterschied in Hell-Bourg konnten wir die tropischen Pflanzen im Dschungel von Nahem sehen, einen fantastischen Ausblick von oben auf La Réunions bergige Landschaft genießen und uns mit den ‚terminales‘, der Abschlussklasse des Lycées unterhalten, die den Ausflug begleitete.


Als einen abschließenden Höhepunkt im Programm hatten die französischen Lehrer für uns eine Übernachtung am Strand in der Jugendherberge ‚Jacques Tessier‘ im Westen der Insel organisiert. Dieser Ausflug wurde von Mme Roy und ihren beiden Kindern begleitet. Auf dem Weg dorthin besuchten wir die Schildkrötenaufzuchtstation in Kelonia; ein Aquarium, in welchem wir vier kleinere Haie bestaunen konnten, und unternahmen mit einem Glasbodenboot eine Tour an der Küste entlang, wo wir durch das kristallklare Wasser einen Blick auf die zahlreichen Korallen am Meeresgrund erhaschen konnten.
Am Abend feierten wir ein kleines Fest am Strand, dabei versuchten unsere Austauschpartner, uns die dort übliche Art zu tanzen beizubringen.

Am nächsten Tag aßen wir mit unseren Gastfamilien, die das Essen uns zuliebe quer über die Insel transportiert hatten, am Strand zu Mittag. Anschließend konnten wir im angenehm warmen Wasser schwimmen gehen.
Der Alltag in den Familien sah von Familie zu Familie unterschiedlich aus, jedoch gab es bei allen häufig Reis mit verschiedenen Fleischsorten zu probieren. Zum Beispiel wird das kreolische Carri poulet (Reis mit Hähnchenfleisch) auf Bananenblättern serviert und mit den Händen gegessen.

Als Abschluss unserer Überseereise wurde am letzten Abend eine ‚Soirée gastronomique‘ mit französischen und deutschen Spezialitäten im Lycée veranstaltet. Bei Essen und Musik überreichten die beiden Vertreterinnen des Bürgermeisters Herrn Hergesell und Herrn Liebchen für die ELS die Medaille der Stadt Saint-Benoît; sowohl  Schulleiter Buet als auch Herr Hergesell drückten in kurzen Ansprachen ihre Freude über den gelungenen Austausch sowie den Dank an alle beteiligten Schüler, Eltern und Lehrer aus.
Nach einem tränenreichen Abschied am Flughafen werden wir unsere Gastfamilien mit ihrer Herzlichkeit, Offenheit und Fürsorge als einen großen Teil La Réunions sehr vermissen.
Wir hoffen, dass der Austausch zwischen der Ernst-Ludwig-Schule und dem Lycée Amiral Bouvet noch lange bestehen bleibt, damit weiterhin viele Schülerinnen und -schüler die Möglichkeit haben, ihren kulturellen, geographischen und natürlich auch sprachlichen Horizont so zu erweitern, wie es uns ermöglicht wurde.
Die Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Deutschland ist für neue Generationen äußerst wichtig und wird durch einen Austausch wie diesen sehr unterstützt.
Unser Dank geht an die Lehrer des Lycée Amiral Bouvet, welche uns durch ein sehr abwechslungsreiches Programm geführt haben, unsere Gastfamilien, die uns mit Freude als ein neues Familienmitglied aufnahmen, sowie natürlich an Herrn Hergesell und Herrn Liebchen, welche die gesamte Reise organisiert, uns darauf vorbereitet, begleitet und am Ort tatkräftig unterstützt haben.
Wir freuen uns schon seit unserem Abschied auf das Wiedersehen am 23. April bei uns in Bad Nauheim und hoffen, dass der zweite Teil des Austauschs ein genauso großer Erfolg wird wie der erste.

Juliane Bernhard / Thomas Hergesell