Das singende »Teufelsbrätchen« - Opernaufführung von »Hänsel und Gretel« an der ELS
Am 25. und 27. Februar 2010 führten Schüler der Ernst- Ludwig- Schule die Märchenoper "Hänsel und Gretel" von Engelbert Humperdinck in der neuen Mehrzweckhalle am Solgraben auf.
20 Wochen probten über 80 Schülerinnen und Schüler der ELS mit ihren Lehrern an einem musikalischen Großprojekt. Langsam stieg das Lampenfieber, denn die Premiere stand kurz vor der Tür.
Eifrig übte der Unterstufenchor (5./6.Klasse) unter der Leitung von Andreas Ziegler, unterstützt vom Kammerorchester der Schule, dirigiert von Clemens Duchardt und szenisch beraten von Christa Boiselle. Begleitet wurde das hochmotivierte Schüler- Lehrerteam von Streichern der Kammerphilharmonie Bad Nauheim. Die Gesamtleitung hatte Andreas Ziegler.
Als Solisten wirkten mit:
Hänsel - Vera Bornkessel (Kl. 12)
Gretel - Anna Schäfer (Kl.13) und Esther Freund (Kl.12)
Vater - Benjamin Pizarro (Kl.13)
Mutter - Rojin Hirbod (Kl.13)
Sandmann/Taumann - Ann-Christin Drechsler (Kl.12)
Hexe - Margit Walb (als Gast).
Bei der Probe.
Zwei Hauptdarstellerinnen (Vera Bornkessel und Anna Schäfer) haben vorab ein Interview gegeben, um einen Einblick in die laufenden Probenarbeiten zu gewähren.
Nehmt ihr zusätzlich zur schulischen Probenarbeit Gesangsunterricht?
Anna : "Ja, ich habe einmal pro Woche bei Frau Laurie Reviol in Rodheim v.d. Höhe Gesangsunterricht."
Vera: "Ich nehme zusätzlich keinen Gesangsunterricht. Trotzdem habe ich ein regelmäßiges Training durch die wöchentlichen Proben des Assenheimer Kirchenchores, in dem ich Mitglied bin. Die dortigen Stimmübungen und der Zusammenklang mehrerer Stimmen erleichtert das Singen, man bleibt in der Routine!"
Ihr steht kurz vor dem Abitur. Belasten euch dann nicht die zeitintensiven Probenarbeiten?
Anna: "Natürlich ist die Probenzeit der Oper anstrengend und fordert zusätzliche Konzentration. Aber dennoch würde ich es nicht als weitere Belastung bezeichnen, sondern als einen Ausgleich zum schulischen Alltag."
Vera: "Auch wenn einem der Zeitaufwand erst einmal erschreckend riesig erscheint, gewöhnt man sich an die Arbeitszeit und sieht die Proben eher als Abwechslung und Ausgleich denn als ´vertane Zeit´ an. Die trockene Phase des Textpaukens und dem Erkennen der Melodie mag sich zwar ziehen, doch schafft sie auch eine Möglichkeit, eigene Grenzen und Möglichkeiten zu testen.
Hast du bereits an der Aufführung einer anderen Oper mitgewirkt? Welche Erfahrungen hast du gemacht?
Anna. "Nein, an einer Opernaufführung war ich noch nicht beteiligt. Allerdings habe ich an zwei Theaterproduktionen der Schule mitgewirkt und dort viele positive Erfahrungen gesammelt, die mir auch für die Oper nützlich waren."
Vera: " Ich habe im vergangenen Sommer an der TAF-Inszenierung der Rockoper ´Jesus Christ Superstar´ teilgenommen und bin sozusagen von den letzten Aufführungen mit den Klängen der modernen Rock-Szene direkt in die Probenarbeit der romantischen Gedanken Humperdincks gerutscht. Trotz dieses musikalischen Kontrastes konnte ich die Bühnenerfahrung, das Improvisieren und Schauspielern gut für die Szenenentwicklung der Märchenoper übernehmen. Die Erfahrung gleichzeitig zu spielen UND zu singen, daran muss man sich erst einmal gewöhnen!"
Ist es für euch schwierig, Protagonistin in einer Märchenwelt zu sein?
Anna." Als schwierig würde ich es nicht bezeichnen. Man spielt ja sowieso eine andere Person, warum denn nicht in einer Märchenwelt? Allerdings war es nicht immer leicht, das ständig schüchterne kleine Mädchen zu spielen."
Vera: "Dadurch dass man als Kind schon mit den ausgesetzten Kindern des Märchens mitgelitten hat, kann ich mir - damals wie heute - meine Rolle hervorragend vorstellen. Wie alle anderen Figuren der Hausmärchen sind deren Helden sehr holzschnittartig gehalten: Es gibt nur Gut oder Böse. Während der Rollenerarbeitung sollte man in einfachen Mustern denken, genauso wie Kinder denken und sind! Mit Hänsel habe ich mich sofort angefreundet. Durch seine Neugier, dem Vorlauten und Vernaschten wirkt er nicht abstrakt und unserer Zeit immer noch entsprechend."
Vera, du spielst als Mädchen den Hänsel - ist es für dich schwer eine Jungenrolle einzunehmen?
Vera: " Dass ich eine männliche Rolle besetze, war für mich nichts Neues. Es hat mir sogar Spaß gemacht, anstelle des ´braven Mädels` mal ein wenig das `Teufelsbrätchen` (in Humperdincks Weise gesprochen) darzustellen: Hänsel, den frechen und trotzigen Bub.
Würdet ihr noch einmal diese Probenzeit auf euch nehmen, um an einer schulischen Aufführung teilzunehmen?
Anna: "Diese schulische Aufführung ist für die meisten von uns wie auch für mich wahrscheinlich die einzige Möglichkeit an einer Oper mitzuwirken. Außerdem bereitet mir die gemeinsame Probenzeit viel Freude, sodass ich gerne nochmals an einem schulischen Projekt dieser Art teilnehmen würde."
Vera: "Aus Erfahrung mit anderen Schulprojekten kann ich nur betonen, dass es immer wieder eine einzigartige Möglichkeit ist, außerhalb der Pflicht seinen ´täglichen Arbeitsplatz´aus einer anderen Perspektive kennen zu lernen. Zum Beispiel ist dies eine ganz andere Welt, in der man zwischen zwei Schulstunden im Proben in der Schule abtaucht. Ich glaube, ich kann diese Chance, eine Oper an unserer Schule in wenigen Monaten auf die Beine zu stellen, schätzen, denn ich weiß, dass sich solch eine Gelegenheit kaum noch einmal für mich ergeben wird."
Welchen persönlichen Wunsch habt ihr für die Premiere?
Vera: "In unseren sehr vielschichtigen Arbeitsphasen haben mehrere Gruppen parallel ihren Part geprobt: Die Solisten, der 5/6er Chor, das ELS-Kammerorchester, das Profistreichorchester, die Techniker und dieses Mosaik muss zusammengesetzt werden. Bis zu unserer Premiere hoffe ich für alle Mitwirkenden, dass es zum gelungenen Zusammenspiel aller kommen wird, damit wir unbesorgt und selbstsicher dieses gemeinsame Wagnis meistern."
Anna: "Mein Wunsch ist, dass alles, wie geplant, gut verläuft und unser Publikum einen sehr unterhaltsamen Abend verbringt!"
F. Geyer