Roma clamat!

Ja, ja - das Imperium Romanum dehnte sich tatsächlich sehr weit aus- bis nach Deutschland an den Limes. Um zur Abwechslung einmal mehr von der römischen Welt zu sehen als in den letzten Jahren „Sklavenarbeit“ fürs Latinum, oder bei Besuchen auf der Saalburg oder in Trier (die natürlich auch toll waren…), brachen kurz vor den Sommerferien, am Freitag der Projektwoche, 35 Schüler (E2 + Q2) und 2 Lehrer (Leitung wie üblich Herr Hergesell für die Fachschaft Latein, Begleitung durch Frau Dr. Fuhrmann) auf Spurensuche nach Rom auf.
Ein Reisebericht.
Von Paul Sostmann und Linus Doufrain

Das antike Rom

Solang das Kolosseum steht, steht auch Rom;
Wenn das Kolosseum fällt, fällt auch Rom;
Wenn Rom fällt, fällt auch die Welt.

Rom ist eine Weltstadt, unumstritten, so viel hatte jeder von uns aus den vergangenen Jahren Lateinunterricht mitgenommen. Ernüchternd waren jedoch die Überreste manch großer Plätze und Gebäude des Mittelpunkts der antiken Welt. Nach einer abenteuerlichen Fahrt mit den römischen Busbetrieben begann unsere Expedition des antiken Roms am Samstag mit dem Besuch des Kapitols, einer der sieben Hügel Roms. Schon von weitem begrüßten uns die Reiterstatuen von Castor und Pollux, Söhne des Jupiters aus einer Beziehung mit einer sterblichen Frau. Unsere Reiseführerinnen Laura und Vittoria erläuterten uns die Funktion des Platzes, an dem sich heute das römische Rathaus befindet. Ein paar hundert Meter, im Tempo unseres fleißigen Imperators Thomas Hergesell nur einen Augenblick kurzer Wanderlust entfernt, thronten auch schon die Überreste des ehemaligen Stadtmittelpunkts, des Forum Romanum. Direkt neben dem Palatin gelegen, bot es einen großartigen Anblick für uns und eine gute Vorstellung vom Mittelpunkt der römischen Welt, auch wenn es kaum ein vollständig erhaltenes Gebäude enthält. Im Hintergrund ragte das Kolosseum in den blauen Himmel des römischen Frühsommers. Auch dieses entging unserer tüchtigen Reisegruppe nicht, schon bald bevölkerten wir ELS-Lateiner die Ränge im Inneren des Kolosseums. Mindestens genauso verblüfft bestaunten wir im Anschluss die Caracalla-Thermen aus der Zeit des Kaisers. Gerne hätte jeder von uns, angesichts der hohen Temperaturen in Rom, ein Bad im kühlen Nass genommen; statt dessen bestaunten wir Mosaike sowie die großzügige Anlage. Mit vielen Impressionen aus Rom besuchten wir am letzten Tag die antike Hafenstadt Roms, Ostia, am Tiber gelegen und Knotenpunkt des Handels im Römischen Reich. Da das heutige Lido di Ostia einige Kilometer vom antiken Ostia entfernt liegt und dieses somit nie neu bebaut wurde, ist es heute sehr gut ausgegraben und gut ersichtlich. Dazu gehört ein gut erhaltenes Theater, die sehr holprige, aber zentral gelegene, von vielen Häusern gesäumte Hauptstraße oder mit Mosaiken verzierte Geschäftsräume. Insgesamt konnten wir alle viele Spuren wiedererkennen, die wir uns über die Jahre zuvor im Unterricht eingeprägt hatten, und erhielten einen guten Eindruck des Imperium Romanum.

Das christliche Rom

Es zieht die ganze Welt daher
Von Süd und Nord ein Völkerheer,
Zur Hauptstadt, die sich Gott erkürt
Und die der Stuhl des Meisters ziert.


Dass Rom auch ein Zentrum der Religionen ist, ist den meisten bekannt. Dieses Wissen kommt vom, in Rom gelegenen, kleinsten Staat der Welt, dem Vatikanstaat. Er ist der Mittelpunkt des christlichen Glaubens und gleichzeitig der Wohnort des Papstes. Dadurch, dass unsere Studienfahrt freitags begann und sich über das Wochenende zog, war es uns möglich am Sonntag das Angelusgebet des Papstes Franziskus am Petersplatz zu besuchen. Dank unseres Aufenthalts auf dem Petersplatz war es naheliegend, das nächste geistliche Monument zu besichtigen, eine der zwei römischen Basiliken: den Petersdom. Es war uns freigestellt, den Petersdom zu besuchen; für die, die sich dafür entschieden, war es jedoch ein atemberaubender Anblick. Uns überwältigten die unglaubliche Größe der Vorhalle sowie die vielen faszinierenden Verzierungen innerhalb der Kirche. Im Petersdom durften wir das berühmte Grab des Petrus, aber auch die Papstgrotte mit Gräbern vergangener Päpste besichtigen. Im Zuge unserer nächsten Tour widmeten wir uns auch der größten römischen Basilika, der Laterankirche. Durch die Kirche begleiteten uns unsere italienischen Reiseführerinnen  Valentina und Laura, die glücklicherweise sehr gut Deutsch sprachen. Durch die Vermischung der verschiedenen Epochen bot die Laterankirche im Aufbau, vor allem jedoch im Innenraum Beeindruckendes. Zusätzlich zum Besuch der Basilika kam am Montag noch die Besichtigung der Basilika San Clemente. Die Besonderheit dieser Kirche ist, dass sie aus drei aufeinander gebauten Kirchen besteht. Während der Begehung des Gebäudes ging es immer tiefer, bis schließlich die zuerst erbaute Kirche erreicht wurde. Auch hier vermittelte uns die Basilika einen ganz eigenen Eindruck, kompetent verstärkt durch unsere beiden Führerinnen, die anschaulich über die Geschichte sowie die Gestaltung des Gebäudes sprachen. „Rom ist wie eine Lasagne“ erzählten uns Laura und Valentina zum Abschluss unserer christlichen Zeitreise, als wir die wohl ungewöhnlichste römische Kirche besuchten: Aufgebaut aus drei Schichten konnten wir in der … sehr gut sehen, wie sich die Römer veränderten. Ursprünglich als christlicher Treffpunkt entstanden, überbauten die Römer das Gebäude mit einer neuen, kleinen Kirche. Nach Zerfall dieser setzten sie darauf ein weiteres Gebäude, eine heutzutage noch erhaltene Kirche. Mit diesem Besuch endete unser Ausflug in Roms christliche Epochen.    

Das weltliche Rom

Nachdem wir jeden Tag um die 20 000 Schritte durch Rom und Umgebung gelaufen waren, durften wir uns natürlich auch ein bisschen entspannen. Unser Hotel neben den ebenfalls besichtigten Domitilla-Katakomben war sehr ruhig gelegen, jeden Abend gab es ein hochwertiges Drei-Gänge-Menü oder morgens ein breit gefächertes Frühstück. Oftmals begaben wir uns abends noch zur Eisdiele im nächsten Wohnviertel, die sich besonders durch ihr einzigartiges, preisgünstiges Nutella-Eis hervortat. Direkt am ersten Abend fuhren wir nach unserer Ankunft zur Spanischen Treppe, einem der vielen Mittelpunkte im Szeneleben der römischen Nacht. Zwar versuchten viele Verkäufer uns durchgehend - seltsamerweise durchaus hochwertige, dafür allerdings nicht ganz legale - Laserpointer oder anderen Schnickschnack zu verkaufen, nichtsdestotrotz erlebten wir erstmals das Flair der Umgebung. Viele Menschen, darunter wirklich angenehme Straßenmusiker, sorgten für Stimmung und zeigten uns das „Dolce Vita“. Am letzten Abend durften wir bei „Rom bei Nacht“ die Ewige Stadt auf eigene Faust erkunden. Ob das dann in Shopping in Souvenirläden, einem Besuch in einer 150-Sorten-Eisdiele oder einem Spaziergang auf der Flaniermeile am Tiber endete, war uns überlassen. Auf jeden Fall tummelten wir uns stundenlang in den vollen Straßen und nahmen alles mit, was wir nur konnten. Aber eins durfte zum Abschluss nicht fehlen: der Wurf einer Münze über die Schulter in den Trevi-Brunnen. Denn das heißt: Ad Romam redibimus!