Orchesterklänge begeistern

Ein Höhepunkt folgte dem nächsten beim sommerlichen Orchester-Konzert der Ernst-Ludwig-Schule. Viele wollten sich das nicht entgehen lassen und so fanden am Montagabend mehr als 300 Menschen den Weg in die prall gefüllte Halle am Solgraben. Mit der Eröffnung des Konzerts wurde bereits das erste Highlight präsentiert. Karin Fukuda stellte als Klaviersolistin mit dem Allegro aus Mozarts Klavierkonzert KV 414 ihr Talent unter Beweis. Dabei zeigte sie, ebenso wie das begleitende Streichorchester, Leichtigkeit in raschen Läufen, klangliche Transparenz und Durchsichtigkeit sowie überzeugende Differenzierung im mozartschen Stil. Ihre musikalische Begabung zeigte Karin später erneut, als sie im Ernst-Ludwig-Orchester als Konzertmeisterin auftrat. Mit fetzigen und eindrucksvollen Klängen setzte das Blechbläserensemble das Konzert fort. Effektvoll und mit strahlenden Soli präsentierte das Ensemble The Book Of Love und Full of Beans, wobei die Schüler um ihren Dirigenten Clemens Duchardt die rhythmisch anspruchsvollen Stücke präzise meisterten und ihre Lust an der Musik spürbar transportierten.

Anschließend hieß es Vorhang auf für die »Kleinen«. Seit weniger als einem Jahr spielt die Orchesterklasse 5a als Klangkörper zusammen. Viele haben mit Start des fünften Schuljahres erst begonnen, ihr Instrument zu erlernen. Das gesamte Publikum war verblüfft, was das Ensemble von rund 30 Kindern musikalisch dennoch bereits bieten kann. Lässig und routiniert präsentierten die jüngsten Akteure des Konzerts vier Stücke in gut intoniertem und wohlklingendem Orchestersound. Es folgte die Orchesterklasse 6a, die bereits ein Jahr länger gemeinsam musiziert. Nach ebenfalls vier dargebotenen Stücken aus Pop- und Filmmusik, wurde das Orchester für seinen ohrwurmverdächtigen Beitrag und den vollen und ausgewogenen Gesamtklang mit tosendem Applaus belohnt. Clemens Duchardt und Claudia Drechsler konnten bis hierher bereits stolz und mehr als zufrieden mit ihren Ensembles sein.

Vor der Pause folgte noch das Mittelstufenorchester, dessen Leitungsteam durch Rebecca Horn ergänzt wird. Mit diesem Orchester fand nun eine größere Gruppe Platz auf der Bühne. Das Mittelstufenorchester ist das Scharnier zwischen Orchesterklassen und Ernst-Ludwig-Orchester. Als solches legt das Ensemble komplexere Stücke und Arrangements auf. Mit Robbie Williams’ Angel, Johann Strauß’ An der schönen blauen Donau und dem populären Mambo No. 5 zeigten die Schülerinnen und Schüler ihre Vielfältigkeit, spielten farbenfroh und übertrugen ihre Energie und Freude auf das Publikum.

Nach der Pause brillierte die Bigband unter Leitung von Andreas Pompe. Exakte Artikulation, Effekte wie Glissandi und klangverzerrende Dämpfer sowie virtuose Soloparts an Saxofon (Daniel Weigandt & David Gora) Trompete (Luise Koch & Amy Mank), Posaune (Anton Cramer von Laue) und Schlagzeug (Magnus Cramer von Laue) brachten in fünf Titeln authentische Jazz-Sounds auf die Bühne und zeigten die Versiertheit und Leidenschaft der Nachwuchsmusiker. Mit dem Ernst-Ludwig-Orchester folgte der krönende Abschluss. Nachdem das Orchester in den vergangenen Jahren sämtliche Genres durchstreift hat, war in diesem Jahr Musical angesagt. Jedoch nicht irgendeins, sondern Bernsteins West Side Story. Die tragische Handlung und musikalische Tiefe machen dieses zu einem unvergleichlichen Musical mit hohen Anforderungen an den künstlerischen Ausdruck. Diesem wurden die Schülerinnen und Schüler um ihre musikalischen Leiter Clemens Duchardt und Claudia Drechsler mehr als gerecht. Ausdrucksstark und ausgefeilt vermittelte das Orchester mit den West Side Story Selections die verschiedenen Emotionen und Charaktere des Stücks. Standing-Ovations und anhaltender Applaus attestierten den mehr als 150 Mitwirkenden ihre beeindruckende und überzeugende Leistung. Mit Andersons Typewriter für Schreibmaschine und Orchester verabschiedeten sich die jungen Künstler von der Bühne. Doch bei so viel Energie ist gewiss: Der Bühnenvorhang bleibt an der ELS nie lange geschlossen! (von Paul Simon Kranz)