La Réunion - zweiter Austausch mit französischem Überseedepartement

Am 07. Februar  2012 war es wieder soweit: 11 Oberstufenschülerinnen und -schüler der Ernst-Ludwig-Schule aus Bad Nauheim reisten in gespannter Erwartung via Flugzeug von Frankfurt über Paris in das französische Überseedepartement La Réunion.

Begleitet wurden die Schüler von den Französischlehrern Thomas Hergesell (Koordinator für internationale Kontakte) und Christian Liebchen.
Die Gäste wurden herzlich empfangen und absolvierten bereits in den ersten Tagen ein umfangreiches Programm, das wieder von den ortsansässigen Kollegen, Sigrid Schmidt und David Varondin, in Zusammenarbeit mit den engagierten Gasteltern zusammengestellt worden war.


Neben der Begrüßung durch Monsieur Buet, Schulleiter des Lyceé Amiral Bouvet, wurden die Schüler ebenfalls vom stellvertretenden Bürgermeister, Herrn July, im Rathaus von St.Benoît empfangen. Dieser signalisierte erneut großes Interesse an der Fortsetzung der Schulpartnerschaft.
Der Empfang durch die Regionalverwaltung der Insel fand im neu entstandenen Kulturzentrum des Conseil Régional in der Hauptstadt St. Denis statt. Hier hatten die Jugendlichen zunächst Gelegenheit, Mitgliedern der Regionalverwaltung Fragen zu verschiedenen Themen wie Wirtschaft, Bildung und Entwicklung zu stellen, bevor sie unter Moderation ihrer Lehrer mit den Vertretern in einen lebhaften Dialog traten - natürlich in Französisch. Im Anschluss informierten sich die  Bad Nauheimer in einer Multimedia gestützten Führung über die Geschichte der schwarzen Musik.


Dass das Leben auf La Réunion auch durch unvorhergesehene Naturereignisse beeinflusst wird, konnten die Schüler hautnah miterleben. Nach einer offiziell herausgegebenen Warnung vor dem herannahenden Zyklon „Giovanna“ musste die vorgesehene zweitägige Übernachtung in der Jugendherberge auf dem Vulkan Piton de la Fournaise um eine Woche verschoben werden.
Nachdem die Teilnehmer das Wochenende in den Familien verbracht hatten, stand zu Wochenbeginn unter Herrn Varondins Führung zunächst die Entdeckung der Hauptstadt St. Denis mit ihren historischen Kolonialbauten und malerischen Märkten an.
Die auffälligen Unterschiede im Hinblick auf die Mikroklimata und die Flora konnten die Jugendlichen während verschiedener Ausflüge erfahren. Der immergrüne Osten wurde auf sportliche Weise erkundet: Das Wildwasserrafting stellte sich für die sportbegeisterten Bad Nauheimer als einer der Höhepunkte des Programms heraus.  


Einen deutlichen Kontrast bildete das trockene, steppenartige Klima der Westküste. Ein gemeinsamer Ausflug mit ihren Austauschpartnern führte die Schüler auch an den Bilderbuchstrand „L’Hermitage“, an dem die regionaltypischen Filaosbäume Schatten für ein gemeinsames Picknick boten. Eine Bootsexkursion, ausgehend vom mondänen Badeort St. Gilles, ermöglichte eine gänzlich andere Perspektive auf die Insel– so konnte durch einen Glasboden auch die Unterwasserwelt beobachtet werden.
Eindeutiger Höhepunkt war die Wanderung rund um den noch aktiven Vulkan „Piton de la Fournaise“, der das Inselbild prägt. Die Schüler begaben sich unter Leitung ihrer Lehrer auf eine mehrstündige Wanderung durch die Pleine des sables und wurden unter fachkundiger Anleitung der Geologin und Vulkanexpertin Mme Ferlicot über verschiedene Vulkantypen sowie Gesteinsformationen informiert. Eine Überraschung der besonderen Art bestand in einem Mittagessen in Form eines typisch kreolischen Carri poulet , das von Eltern der Gastschüler eigens zu dieser Gelegenheit zum Vulkan hinauftransportiert und den Bad Nauheimern serviert wurde. Die mehrstündige Wanderung sollte allen durch die intensive Sonneneinstrahlung in besonderer Erinnerung bleiben.


Neben den zahlreichen Ausflügen nahmen die Jugendlichen natürlich auch am Unterricht ihrer Austauschpartner teil. Hierbei konnten sie viele Unterschiede zum deutschen Schulsystem feststellen und mussten sich an lange Schultage von 7.30 bis 18 Uhr gewöhnen.

Maßgeblich beteiligt waren die Gäste auch wieder bei der Organisation und Durchführung einer  „Journée franco-allemande“, in deren Rahmen sie jüngere Deutschschüler aus den umliegenden collèges empfingen und betreuten. Viel Freude hatten die begeisterten Kinder beim Durchlaufen verschiedener Kreativstationen wie Sprachspielen,  „Montagsmaler“, „Pantomime“ und „Galgenraten“.
Der besondere Stellenwert des Faches Deutsch als Fremdsprache am Lycée Amiral Bouvet wurde durch feierliche Eröffnung der „section européenne“ unterstrichen, die das Gymnasium als „lycée européen“ auszeichnet.
Der Aufenthalt ermöglichte den Bad Nauheimer Jugendlichen nicht nur einen intensiven Einblick in das Alltagsleben und die Kultur der Gastfamilien, sondern brachte sie auch in Kontakt mit der kreolischen Sprache, die von den meisten Bewohnern La Réunions neben Französisch im Alltag gesprochen wird. Diese Erfahrungen ließen die Schüler auch in ihre Arbeit am „projet pédagogique“ zu ausgewählten Aspekten wie „Familienleben“ oder „Kreolische Kultur“ einfließen.

Nach einer von Gastschülern und Gasteltern gemeinsam organisierten fröhlichen Abschlussfeier in Gestalt eines „Kreolischen Abends“ wurden die Jugendlichen von ihren Gastgebern herzlich am Flughafen verabschiedet.
Die Zeit der Bad Nauheimer auf La Réunion war besonders geprägt von großer Gastfreundschaft, Fürsorge, Offenheit und Fröhlichkeit.
Wie erhofft, erwiesen sich die vielen Möglichkeiten, in der Zielsprache Französisch zu kommunizieren, als große linguistische Bereicherung.
Zur Projektdokumentation fertigten die Schüler einzeln und in Kleingruppen elektronische und klassische Reisetagebücher sowie Fotoserien und Berichte zu verschiedenen Aspekten an.
Die Schülerinnen und Schüler freuten sich natürlich bereits auf dem Gegenbesuch ihrer Austauschpartner in der Zeit vom 28. April bis zum 12. Mai 2012 in Bad Nauheim.


Thomas Hergesell, Christian Liebchen