10.05.2015 19:06 Alter: 9 yrs
Kategorie: angebote

Comenius-Deutschlandtreffen in Bad Nauheim


Bei herrlichem Sonnenschein trafen sich an einem Sonntagnachmittag 38 Gastfamilien der Ernst-Ludwig-Schule am Bad Nauheimer Bahnhof, um Gastschüler aus Finnland, Spanien, Frankreich und der Türkei herzlich zu empfangen und ihnen für die darauffolgende Woche ein Zuhause zu geben. Durch die sozialen Netzwerke waren schon erste Kontakte geknüpft worden, doch nun standen sich die jungen Leute mit einer gewissen Beklommenheit gegenüber, die aber schnell verflog. Anlass des Besuchs der Schülerinnen und Schüler war ein internationales Arbeitstreffen, das im Rahmen der Comenius-Schulpartnerschaft an der ELS stattfand und mit Fördermitteln der Europäischen Union unterstützt wird. Thema des auf zwei Jahre begrenzten Projektes ist »Gesundes Leben«, wobei der Schwerpunkt bei diesem Treffen auf Gesundheitsprävention und Stress lag.
Am Montagmorgen trafen sich alle in der Ernst-Ludwig-Schule, die vom Fachbereich Kunst freundlicherweise mit Willkommensgrüßen dekoriert worden war. Nach einigen »Eisbrecherspielen« und der offiziellen Begrüßung durch Schulleiterin Brigitte Jung-Hengst fanden Führungen durch die Schule statt. Dann begann auch schon die erste Arbeitsphase in international gemischten Gruppen. Da war sie dann wieder, die für Comenius-Treffen so typische Herausforderung: Sich kennenlernen, als Team finden, Englisch reden und – gleich kreativ sein!
Die Schülerinnen und Schüler aller Länder hatten im Vorfeld intensiv das Herz-Kreislaufsystem des Menschen untersucht, sich mit Ursachen, Quellen und Wirkungsweisen von Stress auseinandergesetzt, ein individuelles Stress-Diary erstellt sowie ihre individuellen Entspannungstechniken reflektiert. In diesem Kontext war der Besuch eines Teams der Kerckhoff-Klinik Bad Nauheim ein Höhepunkt, bei dem Dr. Andreas Rolf von seinem interessanten Alltag als Kardiologe berichtete und in großartiger Weise die Verbindung von anspruchsvollem Vortrag und schülergemäßer Ansprache schuf. Dies gelang u. a. durch anschauliche Bilder und beeindruckende Filmsequenzen von einer Herz-OP. In der international gemischten Gruppe war es besonders herausfordernd, das richtige Sprachniveau und eine angemessene Sprechgeschwindigkeit zu treffen, denn der Vortrag fand selbstverständlich in englischer Sprache statt.
Den Umgang mit Stress, Stressfaktoren und mögliche Auswirkungen auf die Gesundheit hatten die Schülerinnen und Schüler während der Vorbereitungsphase hinreichend erforscht. An der ELS konnten sie nun Yoga als mögliche Entspannungstechnik kennenlernen. Während der eineinhalbstündigen Einheit verloren die Jugendlichen rasch eine anfängliche Unsicherheit und folgten den gekonnt aufeinander abgestimmten Übungsfolgen der Yogalehrerin Eva Pusch, verbogen sich in alle möglichen Richtungen, um schließlich in der Entspannungsphase in absoluter körperlicher Ruhe anzukommen. Wem Yoga an diesem Tag nicht bewegungsintensiv genug war, konnte sich am nächsten Abend bei gemeinsamen Sportspielen so richtig austoben.
Natürlich sollten die ausländischen Gäste auch die Schönheiten der Region kennenlernen. Neben einer Stadtrallye durch Bad Nauheim fand ein Besuch in Frankfurt statt. Drei Kleingruppen wurden zu Frankfurts Sehenswürdigkeiten geführt, um sich dann im Commerzbank-Tower, dem höchsten Bürogebäude Deutschlands, wieder zu treffen. Das Hochhaus genießt wegen seiner herausragenden Architektur und seiner funktionalen Konzeption hohe Aufmerksamkeit und gilt – passend zum Thema des Comenius-Projekts – als Vorbild für umweltfreundliche und energiesparende Architektur. Die im Gebäude befindlichen beeindruckenden Hochhaus-Gärten dienen als immergrüne Oasen zur Erholung in den Arbeitspausen und schaffen eine besonders angenehme – stressfreie - Atmosphäre im Gebäude. Zum Abschluss ging es hinauf in das 49. Obergeschoss, der Panorama-Etage. Der Ausblick von dort oben war bei der herrlichen Wetterlage besonders imposant und rundete die Führung beeindruckend ab.
Viel zu schnell neigte sich die Comenius-Woche dem Ende zu, hatte man sich doch gerade an die  ausländischen Gäste gewöhnt, gemeinsam gearbeitet, gelacht, gespielt, die Sonne genossen und erste Freundschaften geknüpft oder bestehende vertieft. Nun hieß es schon wieder Abschiednehmen. Innerhalb der Gruppe war eine große Verbundenheit entstanden und die Comenius-Familie war wieder ein Stück näher zusammen gewachsen. Der Abschied am Freitagmorgen war herzlich bis tränenreich.  
Ein großer Dank gilt den Gastfamilien, die durch ihre Gastfreundschaft entscheidend zum guten Gelingen der Comenius-Woche beigetragen haben! Der Erfolg dieser Woche zeigt sich u.a. darin, dass von beteiligten Schülern bereits Verabredungen für den Sommer getroffen wurden und der Kontakt über die sozialen Netzwerke nicht abreißt. Die Intensität einer solchen Woche ist sehr hoch. In einem der Flure der ELS konnte man hören: »Die Comenius-Schüler sind sooo nett! Können die nicht öfter kommen?« Das Projekt »Gesundes Leben« läuft in diesem Schuljahr zwar aus, aber es bleibt zu hoffen, dass es weitere Projekte dieser Art geben wird. Europa braucht diese Kontakte!

Annegret Zozmann