10.03.2023 08:46 Alter: 1 year
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Spannendes Filmprojekt der PoWi-Kurse


Die Filmbühne in Bad Nauheim war Schauplatz eines spannenden Projektes der Schülerinnen und Schüler der Q4-PoWi-Kurse der Ernst-Ludwig-Schule. Auftakt der Veranstaltung war der mehrfach mit Preisen ausgezeichnete Film »Terror – Ihr Urteil«. Moderiert von Bundeswehr-Jugendoffizier Hauptmann Kurt Stiller wurde anschließend per Video ein Luftwaffenoffizier zugeschaltet, der den Schülerinnen und Schülern Fragen zum Film und zu seiner Arbeit beantwortete.

Im Film »Terror – Ihr Urteil« (Regie: Lars Kraume), der auf dem gleichnamigen Theaterstück von Ferdinand von Schirach beruht, geht es um eine Gerichtsverhandlung gegen den Luftwaffen-Offizier Lars Koch. Ein Terrorist entführt eine Passagiermaschine, wonach zwei Kampfjets, die sogenannte Alarmrotte, versuchen, das Flugzeug abzudrängen bzw. mit Warnschüssen zur Landung zu zwingen. Als diese Methoden versagen, entscheidet sich Major Koch, das mit 164 Passagieren besetzte Flugzeug abzuschießen, bevor es in ein mit 70000 Menschen gefülltes Fußballstadion gesteuert werden kann. Er handelt dabei gegen ausdrücklichen Befehl und gegen geltendes Gesetz. Somit muss er sich wegen 164-fachen Mordes vor einem Schwurgericht verantworten.

Sowohl die Staatsanwältin (gespielt von Martina Gedeck) als auch der von Lars Eidinger dargestellte Verteidiger von Lars Koch äußern überzeugende Argumente für ihre Sichtweise. Auch der Pilot selbst der von Florian David Fitz gespielt wird, gibt Einblicke über seine Motivation.

Am Ende des Films werden die Zuschauer – in dem Fall die ELS-Schülerinnen und -Schüler – durch den Vorsitzenden Richter (Burghart Klaußner) zu Schöffen ernannt und entscheiden über die Schuldfrage. Durfte der Kampfjet-Pilot also 164 Menschen opfern, um 70000 anderen Menschen das Leben zu retten? In dem Sinne wird dann der Richter entscheiden und das entsprechende Ende wird eingespielt.

Nach einer 15-minütigen Bedenkzeit ergibt die Abstimmung im Kinosaal ein deutliches Votum für den Freispruch von Lars Koch. Begründet wird die Entscheidung vom Richter mit dem übergesetzlichen Notstand, wonach eine Person zwar gesetzeswidrig handelt, aber straffrei bleibt.

Die Mitglieder der PoWi-Kurse hatten nun die Gelegenheit, zu den gewonnenen Eindrücken einen Luftwaffen-Piloten zu befragen, für den die fiktiven Geschehnisse aus dem Film durchaus auch Realität werden könnten. Hauptmann »Ewin« vom Taktischen Luftwaffengeschwader 74 in Neuburg an der Donau ist Mitglied der Alarmrotte, die vom Nationalen Lage- und Führungszentrum für Sicherheit im Luftraum eingesetzt wird.

Hauptmann »Ewin« stellte zunächst den Schülerinnen und Schülern seinen Werdegang zum Eurofighter-Piloten und stellte sich danach den Fragen der Kurse. Die Schülerinnen und Schüler erfuhren dann, was tatsächlich passiert, wenn ein Luftfahrzeug vom Kurs abweicht oder der Pilot sich nicht meldet und infolgedessen die Alarmrotte aufsteigen muss, was schon zweimal pro Monat vorkommen kann, so der Kampfjet-Pilot. Nur selten besteht dabei ein Renegade-Verdachtsfall (d.h. Terroristen haben das Flugzeug in ihre Gewalt gebracht), doch die Piloten der Alarmrotte müssen stets auf den Ernstfall vorbereitet sein.

Auch über die Handlung des Films konnten die Schülerinnen und Schüler mit dem Piloten diskutieren, wie er die Handlung des Piloten beurteilt, wäre moralisches und rechtliches Handeln in dieser Situation tatsächlich in Einklang zu bringen gewesen, welche dienstrechtlichen Konsequenzen wären in dem fiktiven Fall möglich gewesen?

Schließlich beantwortete der Bundeswehr-Offizier auch Fragen zur Ausbildung, Qualifikation und Besoldung in der Luftwaffe sowie zu verschiedenen Möglichkeiten, mit dem enormen psychologischen Druck richtig umzugehen.

Damit endete ein spannendes und lehrreiches PoWi-Projekt.