01.03.2023 12:05 Alter: 1 year

Unsere Reise nach Finnland



Krass! Was war das für eine geile Woche! Ihr habt schon was verpasst, aber keine Sorge, wir werden es euch alles erzählen!
Woran denkt ihr als erstes bei dem Stichwort ,Finnland‘?
Natürlich an Schnee. Wir auch. Den wollten wir - eine Gruppe von Achtklässler*innen - mit dem ERASMUS-Projekt unter der Leitung von Frau Hildebrand und Herrn Königshof genauer unter die Lupe nehmen. Also sind wir für eine Woche nach Finnland geflogen.
Das hieß für uns an einem Sonntagmorgen(!) früh(!!) aufstehen(!!!) und zum Flughafen fahren. Für manche war das der erste Flug überhaupt.  


In Finnland angekommen, gab es gleich eine große Überraschung:
In Helsinki lag kaum Schnee, dafür an unserem vier Stunden entfernten Zielort Ylivieska (ausgesprochen: Üliwieska) umso mehr. Kein Wunder, Ylivieska liegt auch viel weiter nördlich in der Mitte Finnlands, fast schon an der Grenze zu Lappland.

Viel konnten wir während unserer langen Zugfahrt nicht sehen, da es bereits dunkel war. Wir nutzten einfach die viele Zeit, um zu reden. Später waren wir uns einig,  dass wir durch die Fahrt mit der Bahn zu der eigentlichen Gruppe zusammengewachsen sind. Wir waren nicht mehr 8 Leute aus 6 verschiedenen Klassen plus zwei uns teilweise vorher unbekannte Lehrer, sondern einfach nur die ERASMUS-Gruppe.

Beherbergt wurden wir in finnischen Familien, wo wir uns auf Englisch verständigen mussten. So schwierig, wie wir dachten, ist es eigentlich gar nicht geworden. Wir brauchten nur die alltäglichen Floskeln, und wenn irgendetwas überhaupt nicht klappte, gab es immer noch den DeepL Übersetzer.
Um unser Projekt zu veranstalten, waren wir in der Kasaniemi-Schule. Da Ylivieska sehr weitläufig ist, hatten manche das Glück, nur 15 min bis zur Schule zu brauchen - oder eben 40 min. Die Schule an sich ist erst 2 Jahre alt und technisch gut ausgestattet. Was überaus praktisch war, waren die Jackenständer und Schuhregale. Doch uns hat geschockt, dass viele überhaupt keine Hausschuhe anhatten, während uns gesagt worden war, dass wir unbedingt welche mitbringen sollten. Immerhin -  durch das ständige Schuhe-aus-und-wieder-Anziehen blieb der ganze nasse Schnee draußen.
In der Schule trafen wir nicht nur auf die Finnen, sondern auch auf eine Gruppe von Slowaken aus Bratislava, die anscheinend schon einen Tag früher angereist waren.

Durch Spiele lernten wir uns besser kennen und verbrachten den ersten Tag fast nur in der Turnhalle. Doch unser Hauptziel die nächsten Tage sollte sein, herauszufinden, was Schnee überhaupt mit Klimawandel zu tun hat und wie man helfen kann, dass nicht immer weniger Schnee fällt.
Dazu haben wir zum Beispiel Schneehöhe und -dichte gemessen, was ganz viele Finnen machen. Das hilft, damit man über die Fläche Finnlands weiß, wie viel Schnee wo und wann fällt. Daran erkennt man gut, dass in den letzten Jahren im Gegensatz zu früher viel zu wenig Schnee gefallen ist.
Was machen die Menschen dagegen?
Klar, viele gehen demonstrieren. Wir haben das auch gemacht, aber eben auf unsere Weise. Unsere selbstgebauten protestierenden Schneemänner kamen sogar in die finnische Zeitung!
Mit Slogans wie „Don‘t melt me, please!“ oder „The climate is changing, why aren‘t you?“ haben wir unsere Schneemänner lautstark und eindringlich protestieren lassen.

Der Höhepunkt der Woche war der Klimagipfel. Am Tag vorher haben wir alles vorbereitet und geübt. Wir versetzten uns in die Sichtweise der dabei beteiligten Verhandlungspartner, wie zum Beispiel Vertreter der sauberen Energie, oder die Chefs der wichtigsten Industrieländer, oder die Wirtschaftsbosse oder die Landwirtschaftslobby.

Und dann war er auch schon da: der Climate Action Summit.

Als Gastgeberin und Moderatorin hatten wir eine Dame von der UNESCO (im wirklichen Leben eine der finnischen Lehrerinnen namens Ulla) zu Besuch. Die Tische im Raum waren wie in einem Konferenzsaal angeordnet, damit jeder jeden sehen konnte. Und dann ging es los. Jede Gruppe stellte sich und ihre Probleme im Klimawandel vor.

Wusstet ihr, dass die Bevölkerung wächst und wir Probleme haben, genügend Fläche für die Felder zu finden, ohne die Wälder auszurotten?

Wir haben über eine Stunde diskutiert, um herauszufinden, wie man den Klimawandel erst mal verlangsamen kann.

Kleiner Tipp: Googelt mal EN-Roads. Auf dieser Website kann man gut herausfinden, welche Auswirkung eine politische oder wirtschaftliche Entscheidung auf das Klima haben kann.
Wer jetzt glaubt, dass wir uns nur mit diesen trockenen Sachen beschäftigt haben, der liegt falsch. Außerhalb der Schule hatten wir auch die Möglichkeit, die finnische Kultur kennenzulernen und Wintersport zu betreiben. In einer Culture Night stellten wir uns selber und das für unsere Heimat typische Essen vor – noch ein Tipp: die Schokolade von einem großen ritterlichen Hersteller kommt besonders gut an; nach gefühlt 30 Sekunden war nichts mehr übrig!

Wir waren öfters mal Schlittschuh laufen und haben Eishockey gespielt. Auch Skilanglauf konnten wir ausprobieren, was die meisten von uns auch erfolgreich abschlossen.

Das Schlittenfahren in Huhmari war sehr lustig anzusehen, aber ganz ehrlich, passt auf euch auf. Ich bin sehr happy, dass die Gruppe noch am Leben ist ; ). Der Hang ging steil bergab und hatte mehrere Hügel. Als wir runterfuhren, spritzte uns der Schnee so richtig ins Gesicht.

Im Wald von Huhmari war Schneeschuhlaufen angesagt, denn der Schnee war knietief. Besonders schön war die Felseinbuchtung dort. An diesen Felsen hingen Eiszapfen, die ungefähr einen Meter groß waren. Da es in Huhmari das Haus ,Rinnemaja‘ gibt, hatten wir auch die Gelegenheit, Würstchen und Marshmallows über dem Lagerfeuer zu grillen.

Und was ist denn sonst noch so typisch finnisch? EISBADEN!!!

Das Wasser war definitiv im Minusbereich, und dann aus dem Wasser rauszukommen und auf die ebenfalls eiskalte Luft zu treffen war wirklich … chilling! Zum Glück konnten wir uns in der Sauna aufwärmen und mal so richtig schwitzen. Doch auch wenn es noch so kalt war, hat es uns trotzdem viel Spaß gemacht. Eine von uns Deutschen hat sogar die 7 Minuten Baden im Eiswasser geknackt und somit die Slowaken besiegt.  

Wir anderen standen natürlich dabei und haben sie angefeuert, auch wenn wir uns lieber ins Warme zurückgezogen hätten. Trotz der Kälte war es ein Riesen-Erlebnis, welches keiner von uns vergessen wird!

Am Samstag war dann der letzte Tag. Wir wurden von den Gasteltern und den finnischen Freunden zum Bahnhof begleitet und haben uns rührselig verabschiedet. Es ist komisch zu wissen, dass man die Personen, die man da kennengelernt hat, nicht mal einfach so besuchen kann.

Aber wir hatten auch auf der Rückfahrt viel gemeinsamen Spaß. Im selben Zug fuhren nicht nur die Slowaken mit, die noch einen Tag in Helsinki dranhängten, sondern auch eine andere Schülergruppe aus – Butzbach! Die kamen von einem „normalen“ Schüleraustausch und waren sehr interessiert, mehr von unseren ERASMUS-Aktivitäten zu erfahren.

Okay, und zum Schluss noch ein letzter Tipp: Im nächsten Schuljahr gibt es für alle Neuntklässler die Chance, sich in den WPU-Kurs ERASMUS einzuwählen. Aber Vorsicht – wir wollen auch alle wieder da rein! Streng genommen ist die Reise nämlich noch nicht zu Ende: im Herbst können wir hier an der ELS vielleicht Gastgeber für ERASMUS-Gruppen aus dem Ausland sein, und vielleicht, vielleicht geht‘s danach auch wieder in ein anderes Land. Mit den beiden Lehrern, Frau Hildebrand und Herrn Königshof, haben wir schon ein paar ganz gute Ideen gesammelt...

Hind Elhaddad und Johanna Haberland