11.07.2022 14:42 Alter: 2 yrs

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Neu im Fahrtenangebot der ELS: Deutsch-polnischer Schüleraustausch



Ein Schüleraustausch ist zweifelsohne und in vieler Hinsicht eine Bereicherung: Oft verleiht er einen wertvollen Motivationsschub beim Sprachenlernen. Im Fahrtenangebot der Ernst-Ludwig Schule gibt es aus diesem Grund schon lange ein Austauschangebot ins englisch-und französischsprachige Ausland. In Wales und auf La Reunion können Schüler*innen aus der Oberstufe unter anderem  an ihrer  Sprachkompetenz  feilen. Seit diesem  Jahr (2022) besteht   ein   neues   Angebot   für   die   Schüler*innen   der   neunten   Klassen: Ein Schüleraustausch zwischen der ELS und einer Montessori-Schule in Warschau. Hier geht es weniger  um  das  Sprachenlernen  (obgleich  natürlich  auch  dies möglich  ist),  sondern  vor allem   um   die   interkulturellen   Erfahrungen.   Wer   einmal   selbst   fremd   war,   geht   mit Fremden   anders   um.   Neben   diesem   neuen   Blickwinkel   können   sich   viele   weitere Perspektiven   auftun,   die   den   Horizont   erweitern.   Diese   Chance   auf   neue   Erfahrungen nahmen   nun   in   Kontext   eines   deutsch-polnischen   Schüleraustauschs   zum   ersten   Mal dreizehn Schüler*innen der ELS im Alter von 15 bis 16 Jahren wahr.

„Seit beinahe zwei Jahren haben wir versucht, einen Schüleraustausch mit Warschau zu organisieren und immer wieder hat Spielverderber Corona uns einen Strich durch die Rechnung gemacht“, bemerkt Andrea Jung-Mack, die Initiatorin des deutsch-polnischen Schüleraustauschs an der ELS. In diesem Jahr hat es dann endlich geklappt: 13 Schüler*innen einer Warschauer Montessori-Schule besuchten vom 6.6. bis 13.6.2022 ihre Bad Nauheimer Austauschpartner*innen von der Ernst-Ludwig Schule.

Wie bei solchen Schüleraustauschprogrammen üblich, wurden die Jugendlichen von den Familien ihrer Partner*innen aufgenommen. Der Rückbesuch der deutschen Jugendlichen ist für das nächste Schuljahr geplant. Die finanzielle und organisatorische Basis dieses Schüleraustauschs ist das Deutsch-Polnische Jugendwerk (DPJW). Die Mission dieser Institution ist es, die Begegnung und Zusammenarbeit von jungen Deutschen und Polen zu ermöglichen, damit sie sich kennenlernen, neugierig aufeinander werden, Empathie füreinander entwickeln und Freundschaften schließen können.

Das Lehrerteam Christoph Iflazoglu, Andrea Jung-Mack und Maria Christin Schachl der ELS hat sich dieser Mission angeschlossen und versucht ihren Geist umzusetzen, indem es bei der Vorbereitung des Schüleraustauschs darauf geachtet hat, dass die Jugendlichen das Programm für ihre polnischen Gäste im Wesentlichen selbst bestimmen. Diese Selbstbestimmung, so die Idee, bildet die Grundlage dafür, dass bei einem deutsch-polnischen Schüleraustausch vor allem die Kommunikation und weniger  das  Abarbeiten  eines  Kulturprogramms  im   Vordergrund  steht.   „Gerade   für   diese Schülergeneration, deren soziale Kontakte zwei Jahre durch die Corona-Maßnahmen beschränkt war,
ist dieser Freiraum besonders wichtig“, betont auch Schulleiterin Uta Stitterich. Um dieses Konzept umsetzen zu können, war die Unterstützung des Jugendzentrums Junity in Friedberg besonders hilfreich. Der Einrichtungsleiter Lukas Hölzinger sowie dessen Nachfolgerin Simone Junker stellten die räumlichen, materiellen und personellen Ressourcen des Jugendzentrums diesem Projekt kostenlos zur Verfügung und machten es dadurch erst in dieser Form möglich. Nicht nur sämtliche Vorbereitungstreffen fanden im Junity statt - einen ganzen Tag hielten sich die deutschen und polnischen Jugendlichen im Jugendzentrum auf, um gemeinsam zu frühstücken, zu kochen, Volleyball, Tischtennis oder Billard zu spielen, ein T-Shirt-Logo zu entwerfen oder um einfach abzuhängen. Gleichwohl haben die Jugendlichen aber auch darauf geachtet, dass die polnischen
Partner*innen auch etwas von ihrer Heimat kennenlernen. So standen an weiteren Tagen eine Stadtrallye in Bad Nauheim sowie eine Fahrt nach Frankfurt (Dialog-Museum) und nach Marburg (Brüder Grimm-Pfad) auf dem Programm.

Großzügig finanziell unterstützt wurde der deutsch-polnische Schüleraustausch der ELS auch von der OVAG und der Stadt Bad Nauheim. Nicht allein der materielle Zuschuss ist hervorzuheben, sondern auch der herzliche Empfang durch den Bürgermeister Klaus Kress und sein Team im Rathaus der Stadt.   Bürgermeister   Kress   hob   in   einer   kurzen   Ansprache   hervor,   dass   er   insgesamt Schüleraustausch-Projekte begrüße, sich aber besonders über die Verbindung zwischen den Bad Nauheimer und Warschauer Schüler*innen freue, da der Kontakt zwischen Deutschland und seinem Nachbarland Polen in vieler Hinsicht sehr wichtig sei, deutsch-polnische Schülerbegegnungen indes vergleichsweise selten sind. Die gute Stimmung der Jugendlichen im Bad Nauheimer Rathaus wurde noch dadurch gesteigert, dass es einen sehr lieben „Rathaushund“ zu streicheln und ein attraktives
Gastgeschenk für alle gab.

„Meine polnische Austauschpartnerin und ich hatten im Wesentlichen die gleichen Interessen. Es gab daher keine Verständigungsprobleme“, äußert eine 15-jährige ELS-Schülerin auf die Frage, ob es in der   Kommunikation   zwischen   den   polnischen   und   deutschen   Austauschschüler*innen Schwierigkeiten gegeben habe. Die meisten Jugendlichen stimmten dieser Äußerung zu, woraus man schließen kann, dass die Mission gelungen zu sein scheint. Die anfänglich doch ein wenig gefürchtete Sprachbarriere ließ sich dank der Englischkenntnisse der polnischen wie der deutschen Schüler*innen erstaunlich leicht überwinden und in den seltenen Fällen, in denen den Schüler*innen das Vokabular
fehlte, half die polnische Lehrerin Joana Oryszczak aus der Patsche, die unter anderem in Stuttgart studiert hat und heute in Warschau Deutsch unterrichtet. Ein anderer Jugendlicher meinte, dass er nach dieser Erfahrung an Selbstvertrauen gewonnen hätte und sich jetzt eher zutrauen würde, auch an einer längeren interkulturellen Begegnung teilzunehmen. Selbstverständlich kann nicht jedes interkulturelle Zusammentreffen zu einer vertieften und längeren Freundschaft führen. Auch in dieser Gruppe gab es mehr oder weniger gut funktionierende Schülertandems. Bemerkenswert ist aber, dass keiner der Teilnehmer*innen in einem Auswertungsgespräch betonte, dass die Begegnung
problematisch gewesen sei, mehrere aber versicherten, dass sie den Kontakt mit ihrem polnischen Austauschpartner weiterführten – manche sogar täglich.

Maria Christin Schachl