Ein Adventskalender ganz ohne Verpackungsmüll
Eröffnung des literarischen Adventskalenders 2020 der Ernst-Ludwig-Schule
Im Dezember werden die Tage bis Weihnachten heruntergezählt - vielfach mit den alt-bewährten Schokoladen-Adventskalendern als Rechenhilfe. Immer öfter befinden sich hinter den kleinen Papptürchen mit der Zahl darauf zur Freude von Klein und Groß nicht nur überflüssige Kalorien in Form von Billigschokolade, sondern auch überflüssiger Schnickschnack wie kleine Figürchen usw. Über den Sinn und Unsinn kommerzieller Weihnachtskalender lässt sich trefflich streiten: Kritiker beklagen den unnötigen Verpackungsmüll und die allgemeine gesellschaftliche Konditionierung auf Geschenke. Befürworter verweisen darauf, dass es eben einfach Spaß macht, Geschenke auszupacken und die ewig bräsigen Besserwisser könnten ja gern darauf verzichten.
Das Bibliotheksteam der Ernst-Ludwig-Schule in Bad Nauheim löst den gesellschaftlichen Konflikt auch in diesem Jahr mit einem literarischen Rätsel-Adventskalender. Die Vorteile: kein Verpackungsmüll, keine leeren Kalorien und trotzdem Spaß. Ja, denn Lesen kann und sollte unbedingt Spaß machen. An jedem Schultag im Dezember gilt es eine Frage zu einem Jugendbuch zu beantworten. Dabei sind Fragen zu populären Klassikern wie Erich Kästners »Das fliegende Klassenzimmer« oder Joanne K. Rowlings »Harry Potter«, aber auch weniger Alt-Ehrwürdiges wie »Gregs Tagebüchern«. (Zur Information für alle, die sich nicht zu den ewig »Jung-Gebliebenen« zählen: Greg ist ein leidlich attraktives Strichmännchen im »Pubertier-Alter«, das trotzig rotzige Kom-mentare über alles Mögliche raushaut.)
Das Literaturquiz für jugendliche Leser wird seit 2017 vom Bibliotheksteam der Ernst-Ludwig-Schule realisiert. Dabei handelt es sich um eine Gruppe engagierter und kreativer Eltern, die ehrenamtlich die Schülerbibliothek am Laufen halten. Gemeinsam mit Oberstudienrätin Waltraud Leuthäusel, der Bibliotheksleiterin, und Maria Christin Schachl, einer Lehrerin aus dem Fachbereich Deutsch, die sich offen zu ihrer Lesesucht bekennt, heben sie alle Jahre wieder das Literaturquiz aus der Taufe.
Unterstützt wird dieses Projekt auch von der Fachbereichsleiterin, Eva Pfeiffer-Heidecke, die betont, dass es sich bei dem literarischen Adventskalender um einen kleinen, aber in der Schulgemeinde beliebten Baustein im Konzept der Leseförderung der Ernst-Ludwig-Schule handelt. Die Bedeutung des Lesens könne man gar nicht überschätzen: Lesen vergrößere nicht nur den Wort-schatz und befähige zu einem ausgewogeneren Ausdruck, es erweitere auch den Horizont mit neuem Wissen, es ermögliche die kritische Auseinandersetzung mit Sachverhalten und Meinungen, es fördere Selbständigkeit und Unabhängigkeit und wecke die Vorstellungskraft und Kreativität. Natürlich werde der literarische Adventskalender Lesemuffel nicht in Literaturliebhaber verwandeln. Die Verführung zum Lesen müsse auf vielen Wegen beschritten werden - einer der Pfade, die zum kompetenten Leser führt, ist für den einen oder anderen der literarische Adventskalender.
Pädagogik hin, Leseförderung her. Die erfahrene Lehrkraft und die gebeutelten Eltern wissen, dass Ideale und ambitionierte Zielsetzungen allein oftmals nicht ausreichen, um den Nachwuchs zum Lesen zu animieren. Aus diesem Grund lockt auch der literarische Adventskalender der Ernst-Ludwig-Schule mit einem kommerziellen Anreiz. Die Sieger des Quiz erhalten Buchgutscheine, die vom Verein Freunde der ELS gespendet werden.
Am 1. Dezember wird der literarische Adventskalender eröffnet. Harry Potter und Greg und noch viele andere lustige, freche, kühne, tollpatschige und in jedem Fall bewegende literarische Figuren stehen schon hinter jeder Tür bereit und warten nur darauf, entdeckt zu werden.
Maria Christin Schachl