Kategorie: fb2, geschichte
Teilnahme am Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten
Erstmalig hat eine Schülerin der Ernst-Ludwig-Schule am Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten teilgenommen.
Marie Joelle Middendorf, Kl.7a, hat sich in ihrem 30-seitigen Beitrag zum Thema „So geht´s nicht weiter. Krise, Umbruch, Aufbruch“ sehr engagiert und eigenständig mit dem Thema Vertreibung von „Auslandsdeutschen“ aus Ostpreußen und dem heutigen Tschechien während und nach dem 2. Weltkrieg befasst und damit auch die eigene Geschichte ihrer Vorfahren erinnert und beleuchtet. In sehr bewegenden Interviews und aus Zeitzeugenberichten zeichnet sie exemplarisch die erbarmungslose Flucht und Vertreibung von Ella Grünhagel aus Ostpreußen nach, die schließlich in Minden, Westfalen eine neue Bleibe fand. Marie Middendorf konzentriert sich auch auf die „wilde“ Vertreibung ihrer Verwandten aus dem heutigen Tschechien, die mit viel Glück in Usingen unterkamen, um dann hier in der Wetterau Fuß zu fassen. Dieser Umbruch und Aufbruch im Leben der Vertriebenen ging nicht ohne harte Schicksalsschläge einher, aber eben auch immer wieder mit mitfühlenden, helfenden, oftmals fremden Menschen, die selbstlos ihre Unterstützung gewährten.
Schulleiterin Brigitte Jung-Hengst und Fachbereichsleiterin Annette Hebbeker-Meyer waren sehr beeindruckt von dem enormen Wissen, das Marie in ihrer Ausarbeitung präsentierte. Schließlich beschäftigen sich Siebtklässler mit den Römern und dem Mittelalter, nicht jedoch mit der Zeit des 2. Weltkriegs und seinen Auswirkungen. Marie greift bei ihren Recherchen immer wieder auch auf die Charta der Heimatvertriebenen zurück, in der schon 1950 der Gedanke an ein geeintes Europa dokumentiert wurde.
Viele ihrer etwa 5600 Mitkonkurrenten haben sich in fast 2000 Beiträgen ebenfalls mit der Geschichte ihrer Groß- und Urgroßeltern beschäftigt, die mit Hunger, Vertreibung, Landverschickung und Kriegsgefangenschaft während und nach dem 2. Weltkrieg fertig werden mussten oder auch das Thema Mauerbau und -fall aufgegriffen.
Der Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten wird von der Körber-Stiftung durchgeführt und existiert bereits seit 1973. Leider ist die Teilnehmerzahl in Hessen an diesem Wettbewerb im Vergleich zu anderen Bundesländern noch sehr gering. Auch wenn Marie keinen der ersten Preise gewinnen konnte, so verdient ihr großes Engagement und Interesse höchste Anerkennung. Vielleicht setzt sie sogar ein Zeichen und motiviert auch andere Schüler, sich mit der Geschichte unseres Landes auch außerhalb des Unterrichts intensiver auseinanderzusetzen.
Annette Hebbeker-Meyer, Fachbereichsleiterin für das Aufgabenfeld II