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Vielfalt und Virtuosität prägen Kammermusikabend
Siebzehn Schülerinnen und Schüler begingen am Donnerstag, dem 25. Oktober den ersten Kammermusikabend des Schuljahres. Wie in jedem Jahr fand sich auch in der vergangenen Woche ein interessierter Hörerkreis in der Mehrzweckhalle zusammen, der hohe Erwartungen an die Aufführenden gestellt hat.
Ben Papenberg (7e) führte mit Vivaldis „Siciliano“ gekonnt und in ruhiger Klanggestalt in den Abend ein. Dabei überzeugte der Schlagzeuger die ELS-Musikgemeinde von seinen pianistischen Fähigkeiten.
Es folgten Alina Kosch (7d) und Karin Fukuda (6a) mit dem ersten Satz aus Schuberts Sonatine in D-Dur; das harmonische Zusammenspiel arbeiteten sie gekonnt aus.
Felix Mendelssohn, den zweiten wichtigen Vertreter der deutschen Romantik, repräsentierte Viktoria Kem aus der Klasse 6b. Sie spielte zwei „Lieder ohne Worte“ für Klavier solo. Viktorias kraftvolles und engagiertes Spiel fiel insbesondere durch eine klare und sehr differenzierte Artikulation auf.
Marika Hildebrand, inzwischen Schülerin des Orientierungskurses Musik, spielte den ersten Satz der Sonate in a-Moll für Geige und Klavier von Robert Schumann. Das Stück fordert die Darstellung unterschiedlicher Temperamente. Für Marika war dies kein Problem, denn sie begegnete ihm resolut mit technischer Sicherheit und emotionaler Sensibilität. Unterstützt wurde sie durch das souveräne Begleiten von Susanna Kremer.
Kristina Neubauer (9c) und Jan Zielinsky spielten die „Armenian Rhapsodie“ des 2012 verstorbenen Alexander Harutyunyan für zwei Klaviere. Ihre Besetzung stellte dabei ein Novum der Kammermusikabende dar. Mit ihrem perfekt aufeinander abgestimmten Zusammenspiel arbeiteten sie alle unterschiedlichen Facetten der langen Komposition heraus. Auf ein nachdenklich impressionistisches Entrée folgte ein expressiver, euphorischer arabesker zweiter Teil, der an die Erzählungen aus 1001 Nacht erinnerte.
Wolfgang Amadeus Mozart sollte im Programm nicht fehlen. Annalena Krüger (8a) spielte den ersten Satz aus dessen e-Moll-Sonate für Geige und Klavier. Den technisch vielfältigen Anspruch des Stückes bewältigte Annalena souverän und zauberte einen zarten, innigen und feinen Klang. Claudia Drechsler begleitete sie am Klavier.
Auf diesen klassischen Beitrag folgte ein impressionistisches Pendant. Vivien Braun-Wimmer, seit diesem Schuljahr an der ELS und ebenfalls Schülerin im Orientierungskurs Musik, spielte die „Gnossienne Nr. 1“ von Erik Satie. Mit ihrem nachdenklichen, tief poetischen Spiel entführte sie die Zuhörer in eine spätherbstliche Welt.
Die profunden Klänge wurden durch den Beitrag von Erich Wenge (6a) und Siana Riek ergänzt. Beide erwiesen sich als flexible Virtuosen auf ihren Instrumenten. Der spritzig rustikale „Tanz“ von Gacevic erfordert vom Geiger ein schnelles Wechseln zwischen gezupftem Pizzicato und gestrichenem Arco, die es mit dem raschen Oktavwechseln der Pianistin zu koordinieren gilt. Die spätromantische und tief lyrische Ballade „Vocalise“ von Rachmaninow hingegen verlangt einen breiten, großen Klang. Besonders bei diesem zweiten Stück stellten beide Schüler ihre unglaubliche Musikalität unter Beweis. Erich fiel hierbei vor allem durch eine kristallklare und intonatorisch vollkommene Klanggebung auf, die er in allen Lagen auf der Geige schwerelos beherrscht. Perfektioniert wurde sein Spiel durch den vollen farbenreichen Klang, den Siana mit ebenso selbstverständlicher Leichtigkeit aus dem Flügel holte. Beide scheinen in tiefer Konzentration in einer fernen Welt verschwunden zu sein und reagieren doch ständig im Hier und Jetzt aufeinander.
Mit Leonie Minor (E-Phase) sowie Hanna Volgmann als Gast aus Fritzlar wurde auch die Blockflötenmusik gegenwärtig. Auch sie boten den Zuhörern einen vielfältigen Beitrag ihres virtuosen Könnens. Nach W.F. Bachs „Duetto“ in G-Dur folgte „Il lamento“ des Engländers Thomas Morley. Der schmerzlich leidende Gestus des Stückes verwandelt die zunächst heitere Stimmung im Saal sofort. Umso größer war sodann der Wechsel zum Stück „Aulodia“ des Zeitgenossen Minas Bordoudakis. Alle der sechs mitgebrachten Blockflöten kamen zum Einsatz. Die beiden machten sich am Donnerstagvormittag auf nach Amsterdam, wo sie am internationalen Wettbewerb für Blockflöten teilnehmen. Die ELS wünscht viel Erfolg!
Alina Kosch aus der 7d spielte zusammen mit Claudia Drechsler Jules Massents „Méditation“ aus der Oper Thaïs. Sie überzeugte nicht nur durch einen glasklaren Klang und eine reine Intonation in allen Lagen, sondern ebenso mit ihrer souveränen Flageoletttechnik. Die technischen Schwierigkeiten ließ Alina sich nicht anmerken, denn ihr Spiel war meditativ und ausdrucksstark zugleich.
Laura Schmidt spielte Debussys „Pour le piano“ und stellte so eine Seite des französischen Komponisten vor, die man selten zu hören bekommt, nämlich einen stürmischen und lauten Impressionisten. Die durchweg virtuose Partie meisterte sie mit Leichtigkeit und nutze dabei das gesamte Klangspektrum des Flügels aus. Dabei ohne Noten zu spielen, ist für die Schülerin der Q-Phase eine Selbstverständlichkeit.
Den Abend rundete schließlich ein vokaler Beitrag ab. Chiara Bäuml (13d) trug aus Vivaldis „Magnificat“ den Satz „Quia respexit“ vor. Dieses wurde ergänzt durch die romantische Arie „O mio babbino caro“ aus der Oper „Gianni Schicchi“ des italienischen Komponisten Giacomo Puccini. Wie auch in den letzten Jahren überzeugte die Schülerin des Leistungskurses Musik, die zugleich Jungstudentin in der Gesangsabteilung der Frankfurter Musikhochschule ist, durch ihre voluminöse Stimme, die mit ihrem weichen Timbre die gesamte Mehrzweckhalle der Schule füllte. Begleitet wurde sie von ihrem Musiklehrer Andreas Ziegler, der ebenso durch den Abend moderierte.
Eva Pfeiffer-Heidecke, Leiterin des Fachbereiches I, zeigte sich vor der Vielfalt und Virtuosität überwältigt. Ihr war der Stolz auf die hochmusikalische Schülerschaft der ELS anzumerken.
Text und Fotos: Eva Pfeiffer-Heidecke, Andrej Bozic